31.1.2025 Auf gute Nachbarschaft

Uli Matthias • 6. Februar 2025

31.1.25 Auf gute Nachbarschaft

Der Workshop an diesem Wochenende stand ganz im Zeichen der Nachbarschaft. Osterode, Ortsteil Lerbach: hier kennt man sich, mehr oder weniger, die Nachbarschaft ist ein überschaubarer Raum mit klaren, eher engen Grenzen, in dem man sich selbst verorten und damit eine verlässliche Basis schaffen kann, auch für die Erkundung scheinbar grenzenloser Welten.

Jürgen, Schwarmkunst-Vereinsvorsitzender und einziger Nicht-Lerbacher unter denN

Teilnehmern, schlug hier gleich den Bogen zur Virtuellen Realität. Der virtuelle Raum des

Bleistifthauses sei nämlich beides, begrenzt und unendlich zugleich. Nicht zum ersten Mal

habe er eine VR-Brille vor den Augen gehabt, die Bewegungen seien für ihn jedoch neue

gewesen. Während man im Metaverse unendlich beschleunigen könne, werde man im

Bleistifthaus immer etwas ausgebremst; diese Grenzen seien aber gut, da sie es

ermöglichten, in einen Flow zu kommen, gleichzeitig könne man jedoch unbegrenzt im 3-

dimensionalen Raum bauen.

So ein Flow verlangt nicht nur Grenzen, sondern auch etwas Übung. Doch wenn man sich

erst einmal an die Bedienung des Controllers gewöhnt hat und sich ganz auf die Erfahrung

eines virtuellen Raumgefühls einlassen kann, kommt der Spaß in den meisten Fällen wieN

von selbst. So berichtet es auch Indra, die sich nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der

Bedienung der neuen Technik schnell in die VR eingefunden hat. „Ich habe das mit ganz

viel Bewegung geschafft, das war richtig klasse, so im Virtuellen zu tanzen und die Bleistifte

wild in den Raum zu schießen“.

Ulrich Matthias Blog PENvolution Realität+.odt

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Aber auch das manuelle Bauen mit den Bleistiften habe ihr sehr gut gefallen, eine sehr

meditative Beschäftigung sei das gewesen. Außerdem habe sie eine besondere Erinnerung

an Faber-Castell, da sie ebenso wie diese Firma für eine Documentary des Filmemacherse

Michael Moore von 2015 interviewt worden sei. In „Where to Invade Next“ schildert Moore

seinen amerikanischen Landsleuten Best practice Beispiele aus Europa, wie die

Berücksichtigung der Work-Life-Balance in einem Unternehmen (Faber-Castell) oderu

wundersame Einrichtungen wie Mutter-Kind-Kuren (Indra). Sie ist jedenfalls voll des Lobes

für das Bleistifthaus, in seiner physisch-realen wie auch der virtuellen Daseinsform. Unde

wer weiß, vielleicht kommt eines Tages ja auch Michael Moore mal in Lerbach vorbei; so

etwas wie das Bleistifthaus haben sie in den USA gewiss ebenfalls nicht.

In einer guten Nachbarschaft bleibt wenig verborgen und so war das Bleistifthaus schon

während seiner Entstehungszeit häufiger Gesprächsthema, wie Andrea erzählte. Eine

Künstlerin, hier im Ort! Da sei sie natürlich mächtig gespannt gewesen, was da in dem HausNe

wohl vor sich geht. „Ich war dann gleich überw.ltigt von den neuen Eindrücken“, gestandue

sie. Im Hinblick auf die VR sei sie zunächst skeptisch gewesen, aber gemeinsam im Team

habe sie die Scheu überwunden und sei immer mutiger geworden. „Das war eine toller

Erfahrung“, sagt sie, „das würde ich gern noch einmal wiederholen“.

Christina, direkte Nachbarin des Bleistifthauses, hat sich in der Virtuellen Realität nicht so

wohlgefühlt, ihr sei auch leicht schwindelig geworden, sagte sie. „Ich fand es aber totalN

spannend, die anderen dabei zu beobachten, wie sie im Virtuellen bauen“. Ihr selbst

jedenfalls mache das Bauen mit den (physisch) echten Bleistiften viel mehr Spaß.

Insgesamt sei das aber auf jeden Fall eine tolle Sache und sie sei schon gespannt, wie es

wohl weitergeht.

Robert, seines Zeichens Sohn (von Indra), fühlte sich mehr „mitgeschleppt“, wie er sagte.



Bleistifte zu sägen und zu bohren habe ihn nicht so fasziniert, aber als er dann zum ersten

Mal die VR-Brille aufsitzen hatte, fing die Sache an, Spaß zu machen. „Total cool die

Technik“, sagte er und auch überhaupt die Idee mit den Bleistiften, die habe doch etwas.


Robert, seines Zeichens Sohn (von Indra), fühlte sich mehr „mitgeschleppt“, wie er sagte.

Bleistifte zu sägen und zu bohren habe ihn nicht so fasziniert, aber als er dann zum ersten

Mal die VR-Brille aufsitzen hatte, fing die Sache an, Spaß zu machen. „Total cool die

Technik“, sagte er und auch überhaupt die Idee mit den Bleistiften, die habe doch etwas.

Auch Thomas und Frauke hatten heute ihr erstes Mal in der Virtuellen Realität. Während

Thomas sich gleich „angefixt“ zeigte, fand Frauke ihren virtuellen Ausflug eher schwierig

und fühlte sich bei den Bleistiften wohler, die sie anfassen konnte. Auf jeden Fall habe es

Spaß gemacht, versichert Thomas unwidersprochen, eine nette Truppe seien sie auch

gewesen.

So endete also dieses Wochenende mit dem nachbarschaftlichen Ausflug in die

begrenzten, aber doch unendlichen Weiten der Virtuellen Realität. Eine Erfahrung, die die

meisten gern wiederholen möchten.


von Fotos von Schwärmern 20. Oktober 2025
von Uli Matthias 17. Oktober 2025
Wie in jedem Harzort, der etwas auf sich hält, ist das alljährliche Osterfeuer natürlich auch in Lerbach traditionell ein wichtiges Ereignis. Neu ist dieses Jahr, dass es nun auch im Herbst ein Osterfeuer gibt, wenn auch nur symbolisch. Trotz des schlechtesten Wetters entsteht ein leuchtendes Symbol für Zusammenhalt und Durchhaltevermögen. "Seit 60 Jahren brennt hier nicht nur das Osterfeuer-sondern auch die Freude am gemeinsamen Schaffen", erzählt Alexander Koch. Alles aus Schläuchen, versteht sich, allerdings auf einem Gerüst aus Aluminiumstangen. Rund vier Meter hoch und weithin sichtbar. Fast wie ein echtes Osterfeuer. Nur jetzt als Kunst und wiederverwendbar, bringt es Lerbach auch zur dunklen Jahreszeit zum Leuchten.
von Uli Matthias 17. Oktober 2025
Der Harzclub packt an. Auch im Dauerregen. „Das ist bei uns kein Thema“, sagt Vorsitzender Frank Koch, „da ist jeder bei der Sache“. Und so rückten sie dann an, zu fünft am Pochwerk in Lerbach, dieser originalgetreuen Nachbildung, die auf die Geschichte des Bergbaus in Lerbach und überhaupt im Harz verweist. Auf solche Sehenswürdigkeiten aufmerksam zu machen, gehört ja inzwischen zu den vornehmsten Aufgabe der Harzclubs, wie Koch erzählt. Diesmal jedoch waren sie nicht im Dienste des Tourismus, sondern der Kunst unterwegs und haben das Freiluftmuseum mit Wasser- und Lichtschläuchen markant akzentuiert. Ganz schön nass seien sie dabei schon geworden, berichtet Koch, aber anschließend habe man noch zusammen gegessen und getrunken. Und das sei doch das wichtigste.
von Kerstin Schulz 16. Oktober 2025
von Kerstin Schulz 16. Oktober 2025

V.

von Uli Matthias 15. Oktober 2025
Auch die Volksbank im Harz eG hat es sich nicht nehmen lassen, eine Abordnung zu Lerbach leuchtet zu entsenden. Auf freiwilliger Basis versteht sich. Und so schufen Clarissa, Elke und Andrea mit Begeisterung ein V. wie Volksbank, wie das neue Volksbank-Jubiläums-Logo. Immerhin blickt die Harzer Genossenschaftsbank auf 200 Jahre Geschichte zurück, eine stolze Historie, die in Lerbach begann; dort wo sich heute das Fitnessstudio befindet, lag einst die Keimzelle und letzte Lerbacher Filiale der Volksbank im Harz eG. Und ebendort scheint jetzt auch das V. am Bach auf, ein V., das sich auch ein Herbert Stencil nicht leuchtender hätte wünschen können.
von Uli Matthias 15. Oktober 2025
Einen „Unort“ möchte Familie Reinhardt bei „Lerbach leuchtet“ bespielen, einen Ort, der meist unbeachtet ist, der aber einlädt zum Innehalten und zum Hinhören, um die Geräusche des Wassers wahrzunehmen. In Gestalt von Mutter Angelika, Tochter Anna und Sohn Nick haben sie mit Begeisterung die Geräusche und Bewegungen des Wassers mit in Kreisen verschlungenen Wasserschläuchen eingefangen und in Linie transformiert. Wasserschläuche, die aus der Skulptur wieder ins Wasser hineinragen, als ob das Wasser aus ihnen wieder herausflösse. „Rausch“, so müsste die Installation heißen, meinte Nick. Und Angelika berichtet von den unterschiedlichen Geräuschen, die das Wasser macht, je nachdem, wo und wann man sich am Bach in Lerbach befindet. „Mal hört man ihn gar nicht, weil er unterirdisch verläuft, mal gluckst, sprudelt oder plätschert er, mal strömt er, mal rauscht er gar“, berichtet die Kunstlehrerin. Mit diesen Geräuschen sei sie aufgewachsen und darauf habe sie auch ihre Kinder immer wieder aufmerksam gemacht. Die Kindheit sei kein Zeitraum, bemerkte Jacques Brel einmal, sondern ein Ort. Mitunter auch ein Ort, der gluckst und sprudelt und rauscht. Man muss nur hinhören.
von Uli Matthias 15. Oktober 2025
Licht und Wasser sind die Grundlage des Lebens. Die Eigenschaften von Wasser, das natürliche Fließverhalten von in Wasser gelöster Tusche und die damit verbundenen Spuren und Formen, bilden die Grundlage der Videoinstallation. Zeichentusche, im Wasser der Schwerkraft folgend, breitet sich aus, Bewegungsspuren werden sichtbar als Videoprojektion auf den bespielten Flächen im Kirchenraum. Eine Dynamik entsprechend den Gesetzmäßigkeiten der Natur, sei es in Organismen, in der Pflanzenwelt, bei mikro- und makrokosmischen Prozessen oder in Lebenskreisläufen, bei denen Bewegung, Energie und Wachstum den Prozess der Formgebung bestimmen. Die Betrachtenden stehen vor der Projektion oder bewegen sich innerhalb der projizierten Flächen und werden Teil der immersiven Installation, ähnlich einzelner Wassertropfen als Teil eines großen Ganzen. Anne Nissen, Steffen König
von Uli Matthias 15. Oktober 2025
Eine Hommage an das Schwarmkunstereignis 2023 auf dem Weißekreuzplatz in Hannover und zugleich eine Ode an das vergangene Werk, an das menschliche Miteinander und das Miteinander von ungleichen Materialien und Formen. Entstanden durch die Hände vieler, und doch durch den kreativen Akt eines Einzelnen geprägt. Bei Nacht verwandelt sich das Zelt, wenn die Umgebung in die Dunkelheit zurückgetreten ist. Es wird zum Leuchtturm der Farben, ein pulsierendes Spiel aus Licht und Bewegung. Lange, geschwungene Linien, wie der Lerbach selbst, tanzen von der Kuppel zum Boden und ergießen sich über die Wiese. Das Licht im Dunkeln wird zum kreativen Impuls, zum Anstoß, die eigene Vorstellungskraft zu beflügeln. Hier trifft man nicht nur auf Freunde, sondern vielleicht auch auf Fremde, die sich im Rahmen einer Schwarmkunstaktion miteinander verbinden und so zu neuen Verbindungen und gemeinsamer Kreativität finden. Dieses Werk ist ein lebendiges, sich ständig veränderndes Experiment, das den Dialog mit dem Publikum sucht und Platz für neue Ideen und Interpretationen lässt. Es lädt ein, Normen zu hinterfragen, umzudenken und das Unbekannte zu umarmen. Ein Ort der Begegnung – sowohl mit anderen als auch mit der eigenen Fantasie.
von Uli Matthias 8. Oktober 2025
Schnell wie die Feuerwehr! Diesen Workshop-Teilnehmern war das Arbeitsmaterial Schlauch keineswegs fremd. Mit Feuereifer hat die Jugendfeuerwehr Lerbach eine Skulptur erstellt, die sich passenderweise aus Rettungsringen zusammensetzt. Fünf große, schwarze Schläuche, umwickelt von bunten Schläuchen und durchzogen von transparenten Leuchtschläuchen bilden das Werk, zusammengehalten von Original Feuerwehrschläuchen. Ein eingespieltes Team war da zugange. „Einige erwachsene Aktive haben die Kinder und Jugendlichen unterstützt, aber die waren auch so engagiert dabei“, erzählt Ilka Grobecker, seit 17 Jahren Jugendwartin der Feuerwehr, der sie selbst seit 40 Jahren angehört. Man merkt gleich, die Feuerwehr Lerbach feiert nicht umsonst gerade ihr 150-jähriges Jubiläum, hier ist Beständigkeit Trumpf. Das gleiche Entstehungsjahr, also 1875, weist auch das Feuerwehrhaus auf, hinter dem die Skulptur im Schatten der Kaisereiche platziert wird. „Die Jugendlichen sind schon ganz gespannt auf den Start der Aktion ‚Lerbach leuchtet‘ und auf die anderen Beiträge“, sagt Grobecker. Der Blogger schließt sich da gern an.